Mittwoch, 29. April 2009

Gartenlaube am Rande von Zgorzelec



Am Rande von Zgorzelec entdeckte ich diesen Künstler der Gartenlaubenarchitekturkunst.




Temporäre Sprüche an öffentlichen Görlitzer Wänden

Samstag, 14. März 2009

Wir sind Oberschlesier

Bei Bier und Berlinern ging es hoch her bei der Präsentation zahlreicher Heimatlieder in der Begegnungsstube in Deutsch Krawarn.

Schlesischer Regen

Samstag morgen um ca. 7.2o Uhr. Das ist der Blick auf das Rathaus von unserem Hotelzimmer im 5. Stock des Hotel Koruna. Und das sind so ziemlich unsere einzigen Stunden während unserer Begegnung im mährischen Schlesien, an denen es nicht regnete. Pünktlich zur Abreise am Sonntag nachmittag um 14 Uhr riß die Wolkendecke auf und es gab einen Vorgeschmack auf den Frühling. Aber zurück zum Regen, zum schlesischen Regen. Wir genossen ihn teilweise, wenn er in langsamen Bindfäden zur Erde fiel und wir mochten ihn nicht, wenn er als ein anderes Produkt die Erde beglückte, wie z. B. die riesigen Pfützen, die auf den Straßen weit umgangen werden mussten. Es gibt Hagel, Graupel, Niederschlag, der sich wie aus Eimern vom Himmel ergießt, Schneeregen, Regen gepeitscht vom Wind, warmen und kalten Regen. Gibt es einen schlesischen Regen so wie es den typischen Landregen im Münsterland gibt? Gibt es einen spezifischen Regen hier im böhmischen Schlesien, getrieben von Föhnwinden aus dem niedrigen Altvatergebirge?

Freitag, 13. März 2009

Schlesische Stadterkundung mit Skoda und Schirmen


Hineingequetscht in den Skoda Fabia fahren wir vom Begegnungszentrum durch die Olmützer Straße Richtung Stadtzentrum. Anstelle der vor ca. 200 Jahren geschliffenen alten Stadtmauern entstand eine schöne Grünanlage als ein fast geschlossener Grünring, der nur von den jeweils in alle Wind- und Handelsrichtungen ausfallenden Straßen durchbrochen wird. Mit dem Auto nutzen wir so eine Straße, um ins historische Zentrum zu gelangen. Von einem kleinen Zettel liest eine unserer netten Tourführerinnen die wichtigsten Facts zu Kirchenentstehungszeiten etc. ab. Wir besuchen das Theater und haben Glück, dass die 10 Uhr Aufführung von Hamlet gerade Pause macht und wir ins Herz des Theater dürfen. Gefühlte Sprachlosigkeit über soviel unerwartete Eleganz in diesem Städtchen und mir wird bei diesen Begegnungen mit der Kultur und der Architektur immer bewußter, welch bedeutende Stadt Troppau war und wie attraktiv die Stadt heute für die Menschen in Opava sein muss. Die Promenade ist gepflegt und ausgestattet mit Büsten, moderner Kunst und schön gestalteten Blumenbeeten. Der Grüngürtel kann ob des Märzes und der durch Schlesien durchziehenden Polarfrontzyklone einhergehend mit ergiebigem Niederschlag nicht ihre Pracht entfalten, aber man kann doch erahnen, wie schön es hier ab der blühenden Zeit sein wird.
Opava wäre eine geeignete Partnerstadt für meine niederschlesische Stadt Görlitz, verbindet sie doch nicht nur die Lage in Schlesien, die Lage in einer Dreiländerregion, zumindest historisch betrachtet, sondern auch das Schlesische Museum, die tolle Gründerzeitvillenarchitektur, der gemeinsame Wilhelmsplatz , das Theater und vieles, vieles mehr. Ein herzliches Dankeschön für die nette Führung durch ihre Stadt an unsere drei Troppauerinnen mit Schirm.

Berühmte Schlesier, eine sehr begrenzte Auswahl

Ja, der Finger zeigt es, hier leben wir und hier sind wir Gäste im Hultischiner Ländchen, im schlesischen-mährischen Tschechien, das angrenzt an das polnische Slask. Für die hinter vielen Hügeln und Gebirgen wohnenden und weit entfernten Prager ist dieses Land, dieser Landstrich schon gefühltes Polen. Es ist ungewohnt, glaubt man doch in Tschechien nur Hügel und Gebirge zu kennen. Hier ist es flach und hier gibt es fruchtbare Äcker. Die Region ist auch fruchtbar gewesen für interessante Menschen, die von hier stammen und von denen uns meist nicht bewußt war und ist, dass sie aus dieser Region Europas kommen. Joseph Freiherr von Eichendorffs Vater war Besitzer des schlesischen Adelssitzes in Deutsch Krawarn, bevor Schaffgotsch das Anwesen erwarb. Schaffgotsch ist kein Unbekannter in Niederschlesien, vieles ist in der Umgebung von Hirschberg (Jelenia Gora) mit seinem Namen verbunden und wenn mich nicht alles täuscht, gibt es sogar ein Schaffgotsches Palais in Breslau (Wroclaw). In Troppau-Opava bin ich in der Altstadt gegenüber vom Schlesischen Museum auf das Mendelgymnasium gestoßen. Und tatsächlich, Johann Gregor Mendel, berühmt geworden durch durchgeführte Kreuzungsexperimente mit Bohnen und Erbsen stammt aus dieser Region und besuchte in Troppau das Jesuitengymnasium. Der nicht mehr vergessbare Name des in deutschen Kinderzimmern bekannten Räuber Hotzenplotz des "Nichtnurkinderbuchautors" Otfried Preußer, geboren im heutigen böhmischen Liberec (früher Reichenberg), stammt von einem gleichnamigen verträumten, kleinen Städtchen aus der historischen Dreiländerregion Böhmen-Schlesien-Polen. Der von dem Finger fast korrekt anvisierte Ort Hotzenplotz heißt heute Osoblaha (hört sich tschechisch ausgesprochen sicherlich besser an) und ist mit seinem neuen Namen auf aktuellen polnischen und tschechischen, touristischen wie topographischen Karten zu finden und wiederzuentdecken. Wer das obige Bild anklickt, merkt bei der Vergrößerung, dass der Fotograph und die Digitalcamera in geschlossenen Räumen an Grenzen stoßen. Die Inhalte der historischen Karte mit den geographischen Länderbezeichnungen ringsherum sind erstaunlicherweise gut zu lesen.

Schlesien, eine kleine Geschichte

Wir sind im vierflügeligen barocken Schloss in Deutsch Krawarn, ein Städtchen im Hultschiner Ländchen, nicht weit von Troppau entfernt und gut mit Zug und Bus zu erreichen. Im Schloss hat der DFK, der deutsche Freundeskreis ein Raum für regelmäßige Treffen. " Wir sind Oberschlesier", so der selbstbewußte, laute Ausruf, als bei einer Diskussion zum Thema Identität Zweifel aufkommen. Tatsächlich ist die Geschichte des Hultischer Ländchens wieder eine andere als die im benachbarten Troppau. Auf dem Foto ist der älteste Vertreter des DFK zu sehen, Jahrgang 1929. 1944 wurde er noch als jüngster Jahrgang zum Kriegsdienst eingezogen, 1945 dann mit der Truppe Flucht durch Mähren und Böhmen nach Regensburg. Mitte 1945 kehrte er dann zurück, zu Fuß und mit einem Freund. Er erinnert sich sehr genau und an viele Einzelheiten und fragt immer wieder nach, ob mich das auch wirklich interessiert. Angekommen in Deutsch Krawarn sucht er seine Familie, findet sie und wird selber auch gefunden, von Kosaken, russischen Soldaten. Sein Auftrag, die Pferde, die die Russen von den Höfen raubten und auf den Oppawiesen zusammentrieben, sollten mit Hilfe der jungen deutschen Kriegsgefangenen nach Russland gebracht werden. Doch die Pferde machten bei Auschwitz schlapp und die jungen Deutschen wurden von den Russen entlassen und konnten statt nach Sibirien nach Hause zurückkehren. Alles ist authentisch, das Erzählte, die Begegebenheiten und natürlich er und ich bin froh, dass ich bei diesem Sprung in die Zeiten des Krieges und des ganzen damit verbundenen Elends heute in einem friedlichen Europa und Schlesien lebe, das keinen Platz mehr für Kriege hat. Ein einfacher Mann ohne Schulabschluß, aber gebildet mit Herz und Verstand.

Schlesisch und österreichisch und die kleine Heimat

"Ich bin ein echte Troppauerin, ich bin ein alter Troppauer", das sind jeweils die ersten Sätze der Vorstellungen unserer Gastgeber im Begegnungszentrum in Troppau. Das ist Verbundenheit mit Heimat, so wie ich sie kenne aus Deutschland. Ich bin zuerst ein Kinde meines Stadtviertels und meiner nächsten Wohnumgebung, dann meiner Stadt, der umgebenden namengebenden Region, des Bundeslands. Erst dann bin ich Deutscher, Europäer und ein menschlicher Erdenbewohner, um es auf die Spitze zu treiben und nicht ganz Ernst zu meinen. Im polnischen und tschechischen Schlesien muss diese lokale und regionale Verbundenheit erst noch wachsen, so mein Eindruck.
Troppau war eine Zeitlang die Hauptstadt des österreichischen Schlesiens. Und da höre ich auch, wenn uns die Troppauer ihre Geschichten erzählen und wenn plötzlich das Wort Jänner statt Januar für die Bezeichnung dieses winterlichen, ersten Monats des Jahres fällt.