Freitag, 13. März 2009

Schlesien, eine kleine Geschichte

Wir sind im vierflügeligen barocken Schloss in Deutsch Krawarn, ein Städtchen im Hultschiner Ländchen, nicht weit von Troppau entfernt und gut mit Zug und Bus zu erreichen. Im Schloss hat der DFK, der deutsche Freundeskreis ein Raum für regelmäßige Treffen. " Wir sind Oberschlesier", so der selbstbewußte, laute Ausruf, als bei einer Diskussion zum Thema Identität Zweifel aufkommen. Tatsächlich ist die Geschichte des Hultischer Ländchens wieder eine andere als die im benachbarten Troppau. Auf dem Foto ist der älteste Vertreter des DFK zu sehen, Jahrgang 1929. 1944 wurde er noch als jüngster Jahrgang zum Kriegsdienst eingezogen, 1945 dann mit der Truppe Flucht durch Mähren und Böhmen nach Regensburg. Mitte 1945 kehrte er dann zurück, zu Fuß und mit einem Freund. Er erinnert sich sehr genau und an viele Einzelheiten und fragt immer wieder nach, ob mich das auch wirklich interessiert. Angekommen in Deutsch Krawarn sucht er seine Familie, findet sie und wird selber auch gefunden, von Kosaken, russischen Soldaten. Sein Auftrag, die Pferde, die die Russen von den Höfen raubten und auf den Oppawiesen zusammentrieben, sollten mit Hilfe der jungen deutschen Kriegsgefangenen nach Russland gebracht werden. Doch die Pferde machten bei Auschwitz schlapp und die jungen Deutschen wurden von den Russen entlassen und konnten statt nach Sibirien nach Hause zurückkehren. Alles ist authentisch, das Erzählte, die Begegebenheiten und natürlich er und ich bin froh, dass ich bei diesem Sprung in die Zeiten des Krieges und des ganzen damit verbundenen Elends heute in einem friedlichen Europa und Schlesien lebe, das keinen Platz mehr für Kriege hat. Ein einfacher Mann ohne Schulabschluß, aber gebildet mit Herz und Verstand.

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