Donnerstag, 12. März 2009
Schlesien
Was ist Schlesien für mich? Schlesien war ein Mythos für mich, für mich, der aus dem Münsterland von der deutsch-niederländischen Grenze kommt und der mit Schlesien erst im Geschichtsunterricht konfrontiert wurde. In diesen 80 er Jahren gab es noch den Eisernen Vorhang und meine Erinnerungen begrenzen sich auf merkwürdige Nachrichten wie Schlesiertreffen irgendwo in Süddeutschland, bei denen in großen Sälen CSU Politiker große Reden hielten und ich nicht wirklich wußte, worum es ging. In den 90 er Jahren nach meiner ersten Jugendbegegnung mit der Naju-Jugend NRW in Bialowieza, im Bieszczady Gebirge, in Krakow und vor allem nach der großen europäischen Öffnung und Wiedervereinigung von 1989 und den Folgejahren, rückte Schlesien für mich geographisch näher. Noch ein Jahr später in den 90 ern kam es dann zu einer Begegnung mit einer Wroclawianka in Münster, die dann mein Bezug zu Schlesien komplett verändern sollte. Jetzt leben wir in der letzten Dekade des 21. Jahrhunderts, fast 20 Jahre nach der friedlichen Wende in einem neuen Europa, das mitten in den unruhigen Wellen der Globalsierung angekommen ist. Es ist toll zu sehen, wie bei unseren Begegnungen junge Menschen aus verschiedenen Teilen Deutschlands, Polens und Tschechiens mit ihren ganz eigenen Biographien zusammenkommen, die sich mit dem historischen und heutigen Schlesien, mit den Landschaften, mit den Menschen und ihrem Kulturgut wie Architektur, Liedgut etc. beschäftigen. Es ist toll zu erleben, wie Menschen heute leben im europäischen Schlesien, im deutschen Niederschlesien, im polnischen Niederschlesien, Oppelner Schlesien, in Oberschlesien und im tschechischen böhmischen Schlesien. Schlesien ist ein europäisches Land, ein reiches Kulturland der Begegnung. Und so wie für mich Schlesien geographisch und kopfmäßig weit entfernt war, so ist Schlesien für mich heute ein Teil meiner europäischen Heimat geworden.
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